27.02.2023

Ein Lebenswerk in guten Händen

Die dritte Generation setzt die Familientradition des Textilservice Stangelmayer fort

1965 legten Arnulf und Elfriede Stangelmayer den Grundstein für ihr Familienunternehmen. Im Jahr 2004 übernahmen dann ihre Söhne Arnulf und Gerhard Stangelmayer die Geschäftsführung des Betriebes. Nun trat mit Ferdinand Stangelmayer bereits die dritte Generation in das Unternehmen ein. Auch Jakob und Valentin Stangelmayer werden in den kommenden Jahren folgen. Die Stangelmayers setzen damit eine außergewöhnliche Unternehmensgeschichte fort, doch wie haben sie einen Großbrand, die Corona-Pandemie, den Fachkräftemangel und die Energiekrise gemeistert?

Für den Wunsch, sich selbstständig zu machen, hängten Elfriede und Arnulf Stangelmayer im Jahr 1965 ihre Jobs als Diplomchemiker und Chemielaborantin an den Nagel. Sie übernehmen die kleine Rosenheimer Wäscherei Mandelsberger, welche zu diesem Zeitpunkt 17 Mitarbeiter beschäftigt. Es folgten zehn harte Jahre, in denen die beiden selbst an der Waschmaschine und der Mangel stehen und die Wäsche ausfahren. Mittendrin wachsen ihre Söhne Arnulf und Gerhard auf. Gerhard Stangelmayer erinnert sich: "Während sie sich um die Mitarbeiter kümmerte, war unser Vater der Stratege, hat den Markt beobachtet und die Zukunft des Unternehmens geplant. Das ist das Geheimnis unseres Erfolges." Nach anfänglichen Schwierigkeiten entwickelt sich das Portfolio des Unternehmens rasant. Zur Hauptwäsche kommt die Gastronomie hinzu, zur Wäscherei die chemische Reinigung. Ein Vertriebsnetz entsteht, bis das Unternehmen aufgrund des Platzmangels im Jahr 1978 nach Kolbermoor in die ehemalige Strumpffabrik umzieht. In den 70er-Jahren wandelt sich der Markt, das Privatgeschäft wechselt zum Objektgeschäft, aus Amerika wird das Modell der Mietwäsche übernommen.

Der Betrieb wächst stetig weiter, bis ein verheerender Großbrand am 6. Dezember 1983 das gesamte Firmengelände zerstört. "Wir dachten, das sei der Untergang." erzählt Elfriede Stangelmayer. Doch durch vereinte Kräfte, unternehmerischen Mut einer unglaublichen Leistung der Mitarbeiter gelingt es schließlich, das Unternehmen wiederaufzubauen. Mitte der 80er-Jahre steht ein möglicher Verkauf im Raum, doch mit dem Einstieg der Söhne Arnulf und Gerhard (1993 und 1997) wird die Zukunft des Familienunternehmens besiegelt. Die neue Generation setzt durch Innovation eigene Akzente und managt die textile Vollversorgung für alle Branchen, von Hotels, Gastronomie und Gesundheitswesen über professionelle Berufsbekleidung für Pflege, Handwerk und Industrie bis zur Bewohnerwäsche.

Der Textilservice Stangelmayer expandiert und baut den Standort Kolbermoor in den 90er-Jahren weiter aus. 2004 übernimmt die zweite Generation die Geschäftsführung. Ein neues Kesselhaus, neue Produktionshallen und ein modernes Betriebs- und Verwaltungsgebäude entstehen. Dann führt die Corona-Pandemie zu einem enormen Umsatzeinbruch, es folgt die Preisexplosion aufgrund der Energiekrise. Das Unternehmen, welches einen Fuhrpark von 42 Lkw hat und jährlich rund 22 Gigawatt Gas verbraucht, reagiert schnell: 50 Prozent des Gasverbrauchs wird auf Öl umgestellt. Auch wenn der Textilservice Stangelmayer während der Corona-Pandemie sowie der Energiekrise kaum finanzielle Unterstützung erhält und von den Behörden als nicht systemrelevant eingeordnet wird, gelingt es, die Herausforderungen zu meistern.

Umweltschutz und Nachhaltigkeit gehören seit der Gründung vor 58 Jahren zu den Kernelementen der Unternehmensphilosophie. Waschverfahren und Technologien werden ständig auf Umweltverträglichkeit getestet, Prozesswärme wird zur Warmwasseraufbereitung genutzt und versorgt so unter anderem auch das Kolbermoorer Rathaus. Neue Lkw sollen jährlich 20 000 Liter Diesel einsparen, durch weitere Maßnahmen wie der Installation einer Solaranlage konnte der Energieverbrauch bereits jetzt um 15 Prozent eingespart werden. Auch Ferdinand Stangelmayer ist diese Entwicklung wichtig: Durch ein genaues Monitoring der Betriebsabläufe setzt auch er ein großes Augenmerk auf eine effiziente Arbeitsweise. "Um die Abläufe zu optimieren, und zu entdecken, wo wir noch Ressourcen schonen können, wollen wir unsere Mitarbeiter stärker einbinden", so der 28-Jährige Betriebswirt und Wirtschaftspsychologe, "aus ihrem Blickwinkel lassen sich Alltagshürden viel besser erkennen. Sie sind Profis in ihren Bereichen, die für die Optimierung der Abläufe auch die besten Ideen haben."

Die dritte Generation wird sich besonders um die weitere Digitalisierung und Automatisierung der Firma kümmern, um das Familienunternehmen so zukunftsfähig zu gestalten. So soll beispielsweise dem Fachkräftemangel mit dem Einsatz künstlicher Intelligenz begegnet werden.

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